28 Minuten by Dave Zeltserman

28 Minuten by Dave Zeltserman

Autor:Dave Zeltserman [Zeltserman, Dave]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2012-12-31T16:00:00+00:00


17

Carol betrachtete ihren Mann besorgt, als sie ihn erblickte. »Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«, fragte sie.

Dan fuhr sich mit der Hand vorsichtig über das Kinn. »Shrini hat zum Mittagessen Linsen mit grünem Curry gekocht. Ich scheine irgendwie allergisch darauf zu sein.«

Carols Stirn legte sich in feine Fältchen, als sie näher trat. »Wie eigenartig«, sagte sie, kniff die Augen zusammen und besah sich den Ausschlag genau. »Du hast doch sonst keine Probleme mit indischem Essen. Und dieser Ausschlag scheint sich auf Nase und Kinn zu beschränken.«

»Ach, ich weiß auch nicht.« Er wedelte mit der Hand durch die Luft, als könnte er das Thema so verscheuchen. »Ich bin echt kaputt. Ich gehe hoch und lege mich hin.«

Sie nickte ihm mit immer noch gerunzelter Stirn zu. »Das Abendessen ist bald fertig. Ich sage dir Bescheid, wenn es so weit ist. Oh, das hätte ich fast vergessen, Gordon hat angerufen.«

Einen Augenblick hatte Dan das Gefühl, als wäre sein Herz in einen Mixer geraten. Er schaffte es kaum, Carol zu fragen, wann das gewesen war.

»Heute Morgen, gleich nachdem du los bist.«

»Hat er irgendetwas gesagt?«

»Nur dass er mit dir reden wollte.«

»Ich rufe ihn zurück, wenn ich ausgeschlafen habe«, sagte er.

Als er die Treppe hochging, fühlte er sich völlig erschöpft. Er wollte sich bloß hinlegen und die Augen schließen. Sich an einem dunklen Ort verstecken. Im Schlafzimmer angekommen, zog er die Vorhänge zu, dann sackte er aufs Bett. Er dachte an all die Lügen, die er Carol erzählt hatte. Vor dieser Bankgeschichte hatte er sie nie angelogen. Nicht ein einziges Mal. Jetzt erzählte er ihr eine Lüge nach der anderen. Erst hatte er sich deswegen schuldig gefühlt, hatte sogar ein schlechtes Gewissen gehabt. Inzwischen fühlte er praktisch gar nichts mehr. Erstaunlich, wie leicht das Lügen wurde.

Er dämmerte gerade weg, als das Licht anging. Er sah Carol auf sich zukommen, das Gesicht gerötet.

»Du wirst nicht glauben, was im Fernsehen läuft«, sagte sie atemlos.

Dan stemmte sich hoch und saß hilflos da, während Carol den Fernseher einschaltete. Die Hauptnachricht war natürlich der Banküberfall. Als sie das Schulfoto von Margaret Williams zeigten, wollte Dan sich bloß in eine dunkle Ecke verkriechen und sterben. Dem Bericht zufolge befand sich eine weitere Frau, die einen Bauchschuss erlitten hatte, auf der Intensivstation, und die Ärzte waren noch nicht sicher, ob sie durchkommen würde. »In achtundvierzig Stunden wissen wir mehr«, sagte einer von ihnen. Der Bericht schien ewig zu dauern. Dan saß da und fürchtete, was als Nächstes kommen könnte, er betete, dass sie kein Foto von Gordon zeigten. Als sie von einem Toten berichteten, der außerhalb der Bank gefunden worden war, hieß es, er sei Anfang sechzig und habe ein Grateful-Dead-T-Shirt und Shorts getragen. Die Polizei vermutete derzeit, dass die Bankräuber ihn entweder getötet hatten, weil sie seinen Wagen brauchten oder weil er etwas gesehen hatte. Statt eines Fotos von Gordons Leiche zeigten sie eine Polizeiskizze, die zeigen sollte, wie der Tote lebendig ausgesehen haben könnte. Sie riefen dazu auf, jegliche Hinweise auf den Mann der Polizei in Lynn zu melden. Carol sog den Atem ein, als sie die Zeichnung sah.



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